Paul-Moritz Klöß ist vorbelastet: Auf der Hebebühne der heimischen Werkstatt haben bisher nur Produkte der Marken VW, Audi und Porsche gestanden! Der 20jährige Auszubildende hat bisher die ersten kleinen Reparaturen an einem Golf 1 Cabrio erledigt. Ein neuer Tank musste eingebaut werden, hat alles prima geklappt.
Aber dann hat er zufällig einen Opel Manta B GSi Exclusiv in einer Scheune entdeckt. Ein sehr seltenes Auto, der „GSi ist quasi der GTI des Mantas“, erklärt der junge Mann. Der Manta aus dem Baujahr 1988 hat also Power, 110 PS produziert der 2-Liter-Motor!
Vier Monate hat es dann gedauert, bis der angehende Immobilienkaufmann den Besitzer des Mantas auf seiner Seite hatte. Das war nicht so einfach, ein anderer Interessent eines Manta-Clubs wollte den Opel unbedingt kaufen, um dann mit dem Wagen in Steinbrüchen Rennen zu fahren. Der Besitzer runzelte die Stirn. Er hatte damals in den 80er und 90er Jahren seinen neu gekauften Manta gehegt und gepflegt, einen Überrollkäfig eingebaut und Ralley-Scheinwerfer von Hella mit einem Bügel von Irmscher angebracht – aber dass der GSi im Steinbruch Rennen fahren sollte, das passte nicht! Paul-Moritz hatte gewonnen, für einen angemessenen Preis bekam er das Auto, das bis dato schon seit 28 Jahren mit 89.000 Kilometern auf dem Tacho in der Scheune zwischen Hühnern und Katzen vor sich hinvegetierte.
Nach den erfolgreichen Verhandlungen berichtete Paul-Moritz in einer Online-Sitzung in einer Runde von gleichgesinnten Oldtimer-Fans von seinem Coup. Das Treffen diente der Vorbereitung für die Nachwuchsfläche auf der nächsten Bremen Classic Motorshow 2024. Und alle Mitstreiter waren sich einig: Dieser Manta muss mit nach Bremen auf die Nachwuchsfläche in der Halle 4. Und da war klar: „Das wird mein erstes großes Projekt“, so der Nachwuchsschrauber.
Die Bergung des von Hühnermist und Katzenpfoten schwer gezeichneten Mantas war nicht einfach. Mit ein paar Freunden und erfahrenen älteren Strategen konnte der Manta B, der auf vier Backsteintürmen stand, mit Kraft und Geschick aus der Scheune befreit werden. Doch die eigentliche Hürde baute sich in Form seiner Eltern auf: „Ein Opel kommt uns nicht so einfach in unsere Werkstatt“, erklärten sie dem Filius. Nach viel Überredungskunst durfte er dann doch den Opel Manta in die heimische Werkstatt bringen.
Ganz vorsichtig wurde der Manta wieder zum Leben erweckt. Der verrostete Tank wurde ersetzt, mit einer kleinen Spritze Öl in die Zündkerzenführung gedrückt, die Kompression geprüft und dann mit Benzin der Motor gestartet. Der Lack, die Besucher der Classic Motorshow werden sich wundern, macht trotz der widrigen Umstände einen sensationellen Eindruck.
Bei der Übergabe des Fahrzeuges präsentierte der Besitzer des Manta B noch eine Reihe von Papieren und Verträgen, unter anderem ein polizeiliches Schriftstück zur original Irmscher-Beplankung des Fahrzeuges. „Bei einer polizeilichen Kontrolle bitte bei dieser Polizeidienststelle melden und die Abnahme der Beplankung bestätigen lassen“, heißt es da.
Gespannt sein darf man allerdings auf das Qutfit von Paul-Moritz Klöß: Er ist der festen Überzeugung, dass zum Weihnachtsfest nun ein paar Cowboystiefel und ein Fuchsschwanz unterm Tannenbaum liegen werden. Wir werden sehen, ob er mit den Stiefeln und natürlich dem obligatorischen Fuchsschwanz an der Antenne in Bremen erscheint.
© Paul-Moritz Klöß
